Wände in "in der Bauart von Brandwänden" ?

Benutzer_99

Bundesland: Bayern Autor: H.Boettcher Wodurch unterscheiden Sich "Brandwände" von Wänden in "in der Bauart von Brandwänden", z.B. im Fall von Treppenhauswänden?

H.Böttcher

Benutzer_216

Hallo Frau/Herr Böttcher.

Wände in der Bauart von Brandwänden müssen z.B. ebenso wie Brandwände:

- 90 min FW haben

- aus nicht brennb. Baust. bestehen

- standsicher sein

- Mindestwanddicke auch bei Schlitzen oder Eingriffen aufweisen

Erleichterungen gegenüber Brandwänden sind z.B.:

- sie brauchen nicht über Dach geführt oder beidseitig ausgekragt werden

- die Türen in diesen Wänden müssen nicht T90 sein, sondern es können Wohnungstüren mit den Anforderungen aus den jeweiligen LBO´s sein.

Freundliche Grüße, Holger Nolte

Benutzer_197

Hallo miteinander,

Herr Nolte hat noch einen wichtigen Punkt vergessen (oder ich habe es falsch verstanden):

Die Wand muss nicht nur standsicher sein (das sie nach 90 Minuten noch steht) sondern auch der erhöhten mechanischen Beanspruchung aus dem Pendelschlagversuch nach DIN 4102-3 widerstehen.

Gruß,

F. Fleischhauer

Benutzer_99

Autor: Nau und was, wie ich finde noch ganz wichtig ist und gesonderte erwähnung erfahren sollte, ist, dass brennbare baustoffe die "bauart brandwand" ebenfalls nicht überbrücken dürfen, wie das ja gerne im bereich von treppenhäusern (durchlaufende pfetten) macht wird.

mfg m.nau

Benutzer_369

Hallo die Herrn Nau und Fleischhauer,

das sind aber keine Unterschiede zur normalen Brandwand!

Gruß Günter Merkl

Benutzer_197

Stimmt Herr Merkl, sie fehlten aber in der Aufzählung von Herrn Nolte. Es sollte nur verhindert werden, dass aus dem "nichtnennen" geschlossen wird, das diese Eigenschaften bei "Bauart Brandwand" nicht erforderlich sind.

Gruß,

F. Fleischhauer

Benutzer_216

Hallo,

indem ich "z.B." verwendet habe, wollte ich klarstellen, dass die Aufzählung nicht abschließend ist.

Frage an das Forum:

Wo steht es abschließend beschrieben, vielleicht in einem Kommentar

zur Bauordnung oder in einem Vorlesungstext? Und gibt es da auch länderspezifische Unterschiede?

Freundliche Grüße, Holger Nolte

Benutzer_99

Autor: Hardy Rusch Hallo zusammen,

meiner Meinung nach stimmen vorhergehende Antworten nicht ganz.

Der Hauptunterschied zwischen Brandwänden und Wänden in der Bauart von Brandwänden und vieleicht auch der einzige ist der, dass Brandwände durch alle Geschosse übereinander unversetzt angeordnet werden müssen, Wände in der Bauart von Brandwänden nicht! Herausziehen kann man diese Tatsache zum einen aus der BauO NRW § 33 Absatz 2, wenn man genau liest. Nimmt man dann noch den zur Romanstärke angewachsenen Kommentar zur BauO NRW hinzu (Autoren Gädtke, Temme, Heinz), dann muss man erkennen, dass es wirklich so gemeint ist! Und ich glaube nur so.

Darüber hinaus muss ich leider immer wieder feststellen, welcher Mangel an Wissen gerade bei Brandwänden sowie deren Anschlüsse, Ausführung, etc. besteht! Dazu zählt auch leider diese Wissenslücke!

Wer sich wirklich richtig damit beschäftigen will bzw. muss, dem kann ich nur die einschlägigen Kommentare zu den Landesbauordnungen empfehlen. Hier wirken in der Regel auch die Macher der obersten Baubehörden sowie ARGEBAU mit. Ich bin auch der Meinung, dass in möglichen Gerichtsverfahren die Staatsanwaltschaft auf diese Kommentare zurückgreifen wird! Man muss ja das Rad nicht immer wieder von neuen Sachverständigen oder Anwälten neu erfinden lassen.

Viele Grüße

Hardy Rusch

Benutzer_369

Sehr geehrter Herr Rusch,

in Ihrem Glauben bezüglich der übereinanderstehenden Wände in allen Etagen als Charakteristikum einer Brandwand muss ich Sie enttäuschen. Gehen Sie mal in die Galerie Lafajette in Berlin, dort steht mit behördlichen Segen kaum eine BW über der des unteren Geschosses.

Gruß Günter Merkl

Benutzer_149

Liebe Kollegen,

ich muss hier Herrn Nolte in Schutz nehmen: Seine Aufzählung gibt meiner Meinung nach den Unterschied zwischen den Brandwänden und den Treppenraumwänden, für die in den meisten Landesbauordnungen die Anforderung "in der Bauart von Brandwänden" ab einer Gebäudeklasse "mittlerer Höhe" gilt, genau wieder. Mit dem Terminus "in der Bauart von" gibt der Gesetzgeber zum Ausdruck dass hier im Gegensatz zu echten Brandwänden, z.B. für Türen und dem Dachanschluß die Anforderungen des "Treppenraumparagraphen" und nicht des "Brandwandparagraphen" gelten, d.h. die Andorderung Brandwand gilt nur für die Ausführung der Wand (einschl. entsprechender Randbedingungen).

Grüße Lutz Battran

Benutzer_205

Hallo Kollegen,

als Ergänzung zu Herrn Battran ein Beispiel:

Die Treppenraumwand ist in der Bauart von Brandwänden zu errichten. Für Türen z.B. gibt es also Erleichterungen. Eine eigenständige Fensteröffnung daneben, z. B. zwischen Treppenraum und Flur muss demnach auch F90 haben. So fein sind da die Unterschiede. Das Fenster zählt zur Wand.

Herr Rusch,

eine Brandwand muss nicht unbedingt übereinander stehen. Art. 31 Abs. 5 BayBO lässt sogar versetzte BW i.V. mit Branddecken zu. Sie müssen allerdings öffnungslos sein.

Grüße aus dem südlichen Bayern.

H.Klein

Benutzer_99

Autor: Hardy Rusch Hallo Herr Klein,

auch auf die Gefahr hin, dass es kleinlich ist, auf den Begriffen rumzureiten, möchte ich dennoch auf Ihren Hinweis eingehen.

Im § 31 (5) der BayBO steht: "An Stelle durchgehender innerer Brandwände nach Absatz 3 Nr. 2 sind zur Bildung von Brandabschnitten Wände in Verbindung mit öffnungslosen Decken zuzulassen, wenn die Nutzung des Gebäudes dies erfordert und eine senkrechte Brandübertragung von Geschoß zu Geschoß nicht zu

befürchten ist. Die Wände, Decken und ihre Unterstützungen ...".

Aus meiner Sicht wird hier ganz klar, dass eine nicht übereinander angeordnete brandschutztechnisch relevante Wand baurechtlich als "Wand" und nicht als "Brandwand" bezeichnet werden muss!

In den Absätzen 7 und 9 des gleichen Paragraphen gibt es zudem Hinweise für "Wände an Stelle von Brandwänden", welche aus meiner Sicht die versetzt angeordneten F 90-Wände betreffen.

Wie soll es sonst gedacht sein?

Viele Grüße

Hardy Rusch

Benutzer_99

Autor: Frank K. Ein Unterschied ist auch, dass Brandwände öffnungslos sein müssen, es sei denn sie sind notwendig, und Wände in der Bauart von Brandwänden können Öffnungen haben.

MfG

Frank

[gelöscht]

Hallo Frank,

Ihre Formulierung könnte bei einem Gast, der Hilfe in diesem Forum sucht, den Eindruck erwecken, dass, mal salopp gesagt, in einer Treppenraumwand ?Löscher sein können.

Die Beschreibung der Anforderungen an den Abschluss der Öffnungen lässt eindeutig erkennen, dass hier nur Türen gemeint sind. Für deren Abschluss gelten in den Ländern unterschiedliche Anforderungen. Das geht von vollwandigen selbstschließenden Türen (z.B. Art 36 Abs. 6 in Bayern bis hin zu Rauchschutztüren nach DIN 18095 in Brandenburg. Für die Öffnungen zum Keller und Dachraum sind feuerhemmende und selbstschließende Abschlüsse erforderlich.

Also alles was nicht Tür ist, ist Wand. D.h. alle anderen Schottungen Abschlüsse müssen feuerbeständig sein. In Bayern also auch die Verglasungen. Wenn Verglasung und Tür ein gemeinsames Element bilden, muss auch die Tür dann T 90 sein. Es gibt viele ?Brandschützer? die das großzügig praktizieren und ich hätte damit auch keine Probleme. Aber es muss darauf verwiesen werden, dass das einen Antrag auf Abweichung bedarf, wenn Sie baurechtlich im Reinen bleiben wollen.

Zu beachten ist allerdings, dass das für Gebäude geringer Höhe schon wieder ganz anders ist und in einigen Ländern auch Glasflächen mit geringerer Anforderung zulässig sind

Viele Grüße Rainer.